Dienstag 12.04.2022 ~1050km Sooo, wie geht Trampen eigentlich? Daumen raushalten, Schilder basteln? Irgendwie habe ich mir das so vorgestellt... Geht das überhaupt? Klar und wie... 

Gestartet bin ich an einer Tankstelle, nähe der A8 Auffahrt Richtung Stuttgart um 07:00Uhr morgens. Keine 10min gewartet saß ich schon mit Joe in einem kleinem Renault Richtung Augsburg. Joe war schätzungsweise um die 60, hatte einen starken Amerikanischenakzent, ist Sohn eines Entwicklungshelfers und ist dementsprechend schon in jungen Jahren um die Welt gereist. Von Uganda, Indien über New York und Bolivien hat Joe viel gesehen und ist auch selbst viel getrampt. Oft in Indien, laut ihm war dort in den 70ern der beste "shit". Heute arbeitet er in einer Textilfirma in Augsburg. 

In Augsburg wurde ich an einem großen Rastplatz herausgelassen, keine zwei Minuten später saß ich mit Thomas Richtung Karlsruhe. Thomas war auf Montage. Montags bis Donnerstag ist er deutschlandweit für eine Aluminium Fenster Baufirma unterwegs. Neben seinem sehr ungesund klingenden ständigen Raucherhusten hatte Thomas die merkwürdige Eigenschaft beim Telefonieren anzuhalten. Sein Handy klingelte eigentlich die ganze Zeit und dementsprechend haben wir viel Zeit auf Parkplätzen verbracht. Trotzdem nicht so viel, dass ich umsteigen wollte. Mittags wurde ich an der B5 in Bruchsal herausgelassen. Nach anderthalb erfolglosen Stunden, oftmals weil die Leute aufgrund von COVID mich nicht mitnehmen wollten, saß ich endlich mit einem Arabisch-Französisch sprechenden Jungen Mann in seinem Audi Quadro Richtung Straßburg. 200Km/h Linke spur dichtes Auffahren und Rechtsüberholen sowie parallel telefonieren haben mich dazu gebracht in Baden-Baden auszusteigen. Leider nicht der beste Parkplatz und ich stand dort gut eine Stunde. Letztendlich konnte ich dann bis Müllheim südlich von Freiburg bei zwei weiteren Fenstermonteure auf Montage mitfahren. Ich konnte Frankreich schon riechen, aber leider war die Mitnehmbereitschaft der Auto -und LKW-Fahrer nicht so hoch wie gedacht. Nach einer erfolglosen Stunde, einem halben Geschenkenten Sandwich hat sich zum Glück ein junges Ehepaar aus Deutschland mit ihrem Mercedes GLC AMG bereiterklärt mich zur nächsten großen Raststätte mitzunehmen. Nach zwei Minuten im Auto stellte sich heraus, dass die beiden bis nach Dijon fahren. Perfekt, genau meine Richtung. Gut drei Stunden haben mich Neele und Jochen mitgenommen. Mit fetziger Techno Musik, kühler Klimaanlage und vielen Lustigen Gesprächen ging es Richtung Dijon. Auf Höhe von Dole wurde ich an einer kleinen einsamen Tankstelle herausgelassen. Zu meinem Erstaunen fuhr ich nach weniger als einer Minute und keiner Absage mit einem Franzosen in seinem hybrid Auto nach Lyon. Mit gebrochen Englisch konnten wir uns erstaunlicherweise ziemlich gut über viele Dinge unterhalten. Er arbeitet als Möbel-Inventur-Zähler, hat zwei Kinder und ist unter der Woche in ganz Frankreich unterwegs. Ich konnte es kaum fassen. Das Glück war wirklich auf meiner Seite. Zwar war sein Elektrofiltzer etwas kaputt und mehr als 80km/h waren nicht drin, trotzdem hat er uns sicher und schnell nach Lyon gebracht. 

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Lyon: Um mich kurz zu halten, mein erster Eindruck war nicht der beste... Ausgestiegen aus dem Elektrofilter, rein in die Metro und nach 10min Bahn fahren gab es einen Knall, und die Notbremse des Zuges setzte ein. Na toll! Der Zugfahrer erklärte uns das die Stromversorgung abgebrochen ist und es würde nur ein paar Minuten dauern. Von wegen... 40min später verschwitzt und verzweifelt durfte ich endlich den Zug verlassen. Was ein Glück... 

Eigentlich wollte ich nicht nach Lyon, sondern an irgendeiner Raststätte oder im Wald campieren. Trampen ist doch ansträngender als ich gedacht habe und so habe ich entschieden mich in ein Hostel einzumieten. "Away Hostel and Coffee" nicht das beste aber auch nicht super eklig. Auf jeden Fall ein guter Platz, um Leute kennenzulernen. Inder, Amerikaner, viele Deutsche, Franzosen, Chinesen und viele weitere Nationen waren vertreten. Nach einigen Guinness einer heißen Dusche und etwas zu essen konnte ich endlich schlafen. 

Mittwoch 13.04.2022 Zum Frühstück gönnte ich mir ein Café, ein pain au chocolat und ein nicht identifizierbares Käse-Rühreigebäck. Nach dem Frühstück traf ich mich mit Lyndi eine chinesische Kunst-Geschichte Studentin, die ich am Tag zuvor abends kennengelernt hatte. Zusammen erkundeten wir die Stadt. Lyndi Studiert für ein halbes Jahr in der Schweiz. Sie hat ein gutes Auge für Fotografie, Architektur und offensichtlich für Kunst. Nach einer langen Erkundungstour und zwei Cafés hat es uns in das zeitgenössische Kunstmuseum Musée d'Art Contemporain hingezogen. Lyndi erzählte mir viel über ihr Studium und über ihre viele Projekte. Am meisten hat mir ihre Blue Kollektion gefallen. Leider trennten sich nach dem Abendessen die Wege. 

 

Donnerstag 14.04.2022; Es gibt auch schlechte Tage... Morgens um fünf Uhr ging es los. Sechseinhalbstunden Schlaf, mal wieder etwas verkatert und nicht wirklich motiviert habe ich mich auf den Weg zur Metro gemacht. Mein gesetztes Tagesziel: Biscarosse, südlich von Bordeaux. Nach einer halben Stunde Busfahrt und einigen komischen Blicken der Berufspendler erreichte ich die Auffahrt A6 Paris/Clermont-Ferrand. 10min vergingen und ein Automobildesigner nahm mich bis zur nächsten Tankstelle mit. Leider musste ich schnell feststellen, dass entweder die Leute keine Lust hatten mich mitzunehmen, oder meine Richtung einfach nicht übereinstimmte und ich wechselte zu Fuß meinen Standort. Nach gut anderthalb Stunden Winken, Leute Ansprechen und verzweifeln nahm mich Luis, ein Industriedesigner bis nach Clemont-FD mit. Ich dachte kurz, das Glück ist wieder auf meiner Seite, aber wie sich mal wieder herausstellte hatte ich Pech. Es dauerte zwar in Clemont-FD keine 5min bis mich wieder jemand mitnahm, die Richtung und der ausgemachte Auslasspunkt waren auch perfekt, aber nach 10 Minuten Fahrt hieß es plötzlich: "hey du, ich muss doch in eine andere Richtung fahren" und so ließ mich der Franzose mittleren alters an einem viel befahrenen Kreisverkehr hinaus. Pas si bien... . Ich musste erstmal realisieren, was passiert war. Ich war auch etwas entsetzt, weil die Aktion so aus dem Nichts kam. Aber nach gut zwei Stunden, viel Google übersetzter und einem dauerhaften breiten Grinsen, wurde ich von einem Jungen Franzosen und seiner Mutter mitgenommen. Zum Glück! Die zwei waren sehr freundlich und ich wurde, extra eine halbe Stunde in die richtige Richtung gefahren bevor ich mich verabschiedete. Ich war jetzt wieder Nähe der richtigen Autobahn, der nächste Rastplatz oder die nächste Auffahrt waren zu Fuß aber nicht zu erreichen. Was macht man dann? Richtig, Trampen... Also habe ich mich an die Straßenseite gestellt und meinen Daumen rausgestreckt. Nach 30 min saß ich mit einem Franzosen im Auto. Wir unterhielten uns nicht. Lag primär daran, dass ich kein Französisch konnte und er kein Englisch. Naja wenigstes kam ich näher an mein Ziel. Aufgrund der Sprache, der Skepsis und wahrscheinlich der Angst vor Covid wurde ich wieder lange nicht mitgenommen. Oftmals ist es so, dass ich zu einem Auto hingegangen bin die Leute mich ignoriert haben oder Sie mir klar verständlich gemacht haben "Sie wollen nichts Kaufen". Frustrierend. 

Mein Tagesziel war äußerst unwahrscheinlich... Aber nach einer gewissen Zeit und Überredungskunst hat sich ein französischer Rentner bereit erklärt mich mitzunehmen. Leon ist 67 Jahre alt und hat viele Jahre für die Waffenindustrie gearbeitet. Welche Waffen? Atombomben... Toller Kerl, dachte ich mir nur... Nach einer Stunde Fahrt Richtung Bordeaux wurde ich an einer Raststätte herausgelassen. Geschäft! Ich bin endlich wieder an einem Rastplatz. Die Chancen mitgenommen zu werden stehen hoch. Dachte ich zumindest... Klar war aber trotzdem, Biscarosse erreiche ich heute nicht. 

Mal wieder wurde ich eine Stunde nicht mitgenommen, Franzosen lachen nur und fahren vorbei. 

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Nachdem ich mich etwas gestärkt hatte, hielt auf einmal eine ältere Dame an und fragte mich auf Französisch irgendetwas. Ich habe natürlich nichts verstanden. English please!? Sie sagte mir, dass sie zwar nicht nach Bordeaux fährt, aber zumindest 3h in die richtige Richtung. Ich habe natürlich sofort zugesagt und bin eingestiegen. Sarah war 65 Jahre, etwas Hippie mäßig angezogen, fuhr einen Knall roten Renault und konnte erstaunlich gutes Englisch. Sie erzählte mir über ihre Arbeit in der Behindertenpflege und dass sie über Ostern zu Ihrer Familie nähe Bordeaux fährt. Sarah wohnt in der französischen Schweiz und fährt oft am Wochenende mit Ihrem roten Auto nach Frankreich. Einfach so... 

Ich war sehr müde und deswegen bin ich schnell fast eingeschlafen. Nur kann ich nicht schlafen. Ich sitze ja mit einem wildfremden im Auto. Logisch eigentlich... Mir fiel auf, dass Sarah auch sehr müde war und ich fragte sie, ob sie eine Pause braucht. Nach dem Kaffee gab mir Sarah die Schlüssel und sagte "Fahr du doch!" lange habe ich nicht überlegt, ich wollte ja auch schnell in Richtung Bordeaux. Nach einer Stunde Fahrt, mit dem äußerst langsamen Renault, trennten sich unsere Wege in Coulounieix-Chamiers. Es wurde schon langsam dunkel und ich suchte nach einem Hostel, Bed and breakfast oder irgendwas Ähnliches. Nichts. Oder viel zu teuer... Aber ich war ja gut vorbereitet und habe extra eine Hängematte und ein Schlafsack mitgenommen. Ich ging also eine halbe Stunde weg von der Autobahn und rein in den Wald den ich mir über GPS ausgesucht hatte. Schnell die Hängematte aufgebaut, zähne geputzten und schnell schlafen... Die Nacht war etwas spooky, aber trotzdem erholsam. Ich wurde nur von einem Hasen, ein paar Mäusen und morgens von Vögeln geweckt... 

Freitag, 15.04.2022; Ab nach Spanien. Die Übernachtung im Wald war selbst für meine Verhältnisse unentspannt... Aufgewacht bin ich um 05:00 Uhr morgens. Es war noch dunkel, aber die Vögel machten sich schon bemerkbar. Ich habe meine Sachen gepackt und bin wieder in Richtung Autobahn gelaufen. Das Wetter war grau und kalt. Es ist an der Zeit, dass ich nach Spanien komme! Angekommen an einer viel befahrene Autobahnauffahrt Richtung Bordeaux stellte ich mich um 06:00Uhr an den Straßenrand. Warum so früh? Meine Erfahrung hat gezeigt, morgens geht Trampen am besten. Mit neuer Motivation ist das Tagesziel Spanien zu erreichen. Aber leider wurden aus einer Stunde zwei und aus zwei Stunden drei. Niemand wollte mich mitnehmen. "Franzosen lachen nur und fahren vorbei." Nachdem ich die Autobahnauffahrt verlassen habe und mein Glück an einem McDonalds probiert, aber der Erfolg blieb aus. Als Abwechslung habe ich mich in ein Café gesetzt und erstmal für 3,30Euro gefrühstückt. Während dem Frühstück habe ich überlegt, warum mich keiner mitnahm. Klar war aber Franzosen sind misstrauisch und sehr skeptisch. Ich muss also einen Spanier, Portugiesen oder Deutschen finden. Wo finde ich die? An einem Rastplatz. Schade nur das ich an keinem Rastplatz bin... Ich ging also zum nächsten Supermarkt und fragte JEDEN, ob er auf die Autobahn fährt. Meistens kam nur die Antwort: No, No misjor. Oder ich wurde ignoriert. Nicht sehr zielführend... 

Nach wieder einer Stunde, erbarmte sich ein französischer Architekt mittleren Alters mich bis zur nächsten Raststätte mitzunehmen. Leider in die falsche Richtung, aber ich musste einfach weg von diesem Dorf. Wir sprachen kaum, sein Englisch war nicht sehr gut. Aber ich kam an die Raststätte vom Tag zuvor. Und dort war das Glück schnell wieder auf meiner Seite. Keine zwei Minuten später saß ich mit Anton, einem Schwaben Richtung Spanien. Es kostete aber einige Überredungskünste und einiges Grinsen bis er zustimmte mich mitzunehmen. Anton hatte einen sehr ausgeprägten schwäbischen Akzent, war nicht sonderlich groß und arbeitet selbstständig als Elektriker. Wir fuhren in einem überladenen roten Ford Bus mit großem Anhänger. Am Anfang dachte ich, dass Anton Diebesgut schmuggelt. Der ganze Bus war voller Elektronik und im Anhänger ein Mercedes SL. "möchdeschd du ebbes zu essa", fragte mich Anton, ich klar ich kann immer Essen. Wir hielten an der nächsten Raststätte an, tranken einen Kaffee und es gab schwäbisches Geschnetzeltes mit Spätzle. Anton erzählte mir, dass er sich vor Corona ein Hotel in Porto gekauft hatte und jetzt wieder auf dem Weg dorthin ist. Der Mercedes SL im Anhänger finanziert die Fahrt. Also kein Diebesgut... Wir standen viel im Stau, kamen aber trotzdem zügig voran. Eine sehr lustige Person. Leider aber auch ein Corona Schicksal... sonderlich viel Geld hatte er nämlich nicht. 

Kurz nach der spanischen Grenze hat mich Anton an einem großen Rastplatz herausgelassen. Ich hielt sofort nach deutschen Ausschau. Aber wo sind sie?? Auf jeden Fall nicht hier. Es wurde schnell klar, Spanier ticken ähnlich wie Franzosen. Sie sind skeptisch oder haben einfach kein Bock mich mitzunehmen. Die Zielgruppen waren also nun Deutsche, Portugiesen und vielleicht noch Niederländer und Belgier. Ungünstiger Weise wurde schnell klar, Portugiesen fahren alle auf die falsche Autobahn und Niederländer und Belgier gab es kaum. Die wenigen Deutschen hatten meistens nur zwei Sitzplätze und wollten zwar, aber konnten mich nicht mitnehmen. So vergingen wieder einige Stunden und ich wurde nicht mitgenommen. Nach ein paar Stunden kam aber ein Berliner auf dem Rastplatz. Ich ging soft los und fragt ihn, ob er in Richtung Bilbao fährt. Als Antwort kam aber nur "Nee ikke fahr da nicht hin. Und würde ik, würde ikke dich auch nicht mitnehmen, schau dich mal an. Ich super entsetzt: "schönen Urlaub noch". Berliner Schnauze halt... Nach einer weiteren Stunde ohne Erfolg, wollte ich in Richtung nächster Raststätte laufen. Zu Fuß, zwei Stunden... Aber... ein schicker schwarzer BMW mit roter Lederausstattung, lauter Musik und Münchener Kennzeichen rollte an die Tankstelle. Im Auto saßen Ingo und Julia. Ein Deutsch-Spanischen paar. Nach ein bisschen Smalltalk war klar, Ingo ist ein entspannter Typ. Ich durfte auch sofort einsteigen. Das Beste war aber, sie fuhren exakt in meine Richtung. Was ein Zufall. Ingo war eine sehr interessante Person. Er hat Spanisch und Naturkunde studiert. Gearbeitet hat er 30 Jahre bei BMW als Umweltschutzbeauftragter. Er ist in seiner Jugend viel durch die Welt gereist und war auch öfters per Anhalter unterwegs. Julia ist Spanierin und hat Ingo damals in einer Bar in Madrid kennengelernt. Mit ihr habe ich aber nicht viel geredet. Ingo ist im Rentenalter und wollte sich an der Nordküste Spaniens ein Grundstück zur Altersabsicherung anschauen. Für mich schienen die beiden aber irgendwie nicht wie Frührentner, sondern eher wie zwei frisch verliebte Teenager. Immer Händchen haltend und verliebte blicke... Während der Fahrt sangen wir zu Sting und Zucchero, was eine coole Stimmung. Bis jetzt, meine beste Mitfahrgelegenheit... Julia hat sich sehr gefreut das ich nach Comillas wollte. Sie erzählte mir, dass sie dort als Kind immer ihre Ferien verbracht hat. Ingo und Julia haben mich trotz Umweg und Stau bis an mein Ziel gefahren. Nach so einer kurzen Zeit im Auto, vielen tollen Gesprächen, fühlten es sich schon fast so an, als kannte ich Julia und Ingo seit Jahren. 

Danke nochmal an Julia und Ingo! Es war eine tolle Fahrt! 

Angekommen in Comillas holte mich Marlena ab und wir fuhren zum Element Surf camp, mein zu Hause für die nächste Woche. Ich war immer noch geflasht, wie gut das trampen geklappt hat. 1850 km bis nach Spanien... Viele tolle Erinnerungen durfte ich sammeln. Aber viele kommen noch... 

 

15-22.04.2022; Endlich bin ich in Spanien!!! Eigentlich wollte ich noch länger in Frankreich bei Bordeaux bleiben, aber das Tampen hat einfach zu gut funktioniert! Zudem ist Frankreich nicht das beste Land für Tramper. 

Im Surfcamp hat sich nicht wirklich etwas verändert, verglichen zu letztem Sommer. Nur die vielen Menschen fehlten... Ich kann gut verstehen, warum Marlena hier lebt. Berge und Atlantik auf einem Fleck. Morgens Wandern, abends surfen... Leben könnte ich hier auch! Nur das Wetter ist seehr wechselhaft... 

Die ganze Woche habe ich Marlena und Leo geholfen ihr neu gekauftes Haus zu renovieren. Ich würde das Haus als "teilweise heruntergekommen, sehr viel Pfusch, teilweise toller zustand, braune 70er Jahre Balken aber trotzdem sehr schön" beschreiben. Marlena und Leo hatten die Woche zuvor schon angefangen die Braunen Balken blank zu schleifen. Ich glaube, ich habe noch nie so viel geschliffen wie dort... Tage lang... Es war zwar sehr eintönig, aber ich hatte trotzdem mit Leo und Marlena eine gute Zeit! 28.04.2022; Gegen 14:00Uhr haben Leo und Marlena mich nach Bilbao gefahren. Ich wollte eigentlich trampen, aber Marlena meinte "Da kommst du doch nie an". Außerdem wollten die beiden noch zu IKEA... In Bilbao angekommen habe ich mich richtig gefreut Liam wieder zusehen. Meine Sachen kurz abgeladen und schon ging es los Bilbao erkunden. Erster Eindruck? Bilbao sieht von außen nicht sehr schön aus. Eher wie ein riesiges Ghetto. ABER es täuscht! Eine wirklich tolle Stadt. Was direkt auffällt, alte schöne spanische Häuser neben 70er-Plattenbauten und wiederum neuen verglasten Hochhäusern. Unser Hostel war in dem eher wohlhabenden Bereich Bilbaos. Liam und mir ist relativ schnell aufgefallen: Multikulturell ist Bilbao im Stadtkern nicht. Also ging es Richtung Plattenbauten. Wir mussten relativ schnell feststellen: “Oh hoppala, wir sind ja im Ghetto” oder in der Pusher Street Bilbaos. Die haben wir wohl echt nicht gesucht. Der Hunger beklagte uns und 200m weiter haben wir ein Günstiges Arabisches Restaurant gefunden. Tolle Arabisch/Mexikanisches/Spanische Speisen, viel pintxos (ähnlich wie Tapas) zu wirklich guten Preisen. Lange blieben wir trotz dem guten Angebot aber irgendwie nicht.  Wir zogen nach einem kleinen Snack weiter. Weiter zurück in das Hostel. 

Was ist wirklich sehenswert in Bilbao? 

Na ja, Bilbao ist eigentlich eine Stadt, die nicht wirklich "Das" Stadtzenntrum entrum hat. Zumindest kam mir das so vor. Uns hat jedenfalls das Museum Guggenheim und das Barviertel Fluss abwärts gut gefallen... 

Sonntag: 01.05.2022; Morgens halb 8 klingelt der Wecker. Heute fahren wir 5h mit dem 19Euro Bus von Bilbao nach Madrid. Warum Madrid? Bei meinem Surftrip im vergangenen Jahr bin ich durch Frankreich, Spanien und Portugal gereist. In Madrid war ich zwar, wirklich viel habe ich von der Stadt aber nicht gesehen. Was mir aber letztes Jahr aufgefallen ist, die Stadt hat POTENZIAL!! Madrid ist zwar eine sehr touristische Stadt, aber für Jung und Alt echt sehenswert. Die Leute sind freundlich, es gibt überall Straßen-Kunst, Hipster-Läden, gutes Essen und vieles mehr... Uns beiden hat Madrid sehr gut gefallen! 

Sooo! Man fragt sich jetzt natürlich Luca du wolltest doch eigentlich Trampen??  

Ja das stimmt! Es hat sich aber schnell ergeben, dass es mehr Sinn macht mit dem Bus zufahren anstatt uns lange an den Straßenrand zustellen!  

Portugal - Porto: Angekommen in Porto haben wir erstmal die günstigen Taxi preise ausgenutzt. Halbe Stunde Taxifahren 10euro. Ziemlich edel und elegant haben wir uns beide gefühlt. Zwar nur für die halbe Stunde, aber trotzdem ein deutliches upgrade zu meinen sonstigen Fortbewegungsmitteln. Als wir endlich an unserem außerhalb liegenden Hostel angekommen sind, kam eher die Stimmung einer Schulhandheimherberge auf. Was uns auch sehr schnell aufgefallen ist? Das Hostel lag mitten im Ghetto. In dem Parks saßen sehr viele Heroin Junkies. Echt nicht cool anzusehen...  

Leider habe ich mich nicht besonders fit gefühlt und ich hatte irgendwie sowas Ähnliches wie eine Lebensmittelvergiftung nur schon seit Bilbao. Somit habe ich eigentlich die 7 Tage Porto auf dem Klo oder im Bett verbracht. Meine Krankheitssymptome und vor allem meine körperliche Schwäche haben mich sogar so weit gebracht, dass ich ins Krankenhaus gefahren bin. Kurzzeitig dachte ich: Luca, dass überlebst du nicht! Mehrfach war ich kurz vor dem Kollabieren. Nachdem ich fast 8 Stunden im Krankenhaus gewartet habe, wurde ich endlich drangenommen und ich konnte den Ärzten von meinen wirklich nicht schönen Symptomen erzählen... weiter werde ich hier nicht eingehen :). Ich wurde geröntgt, bekam ein Ultraschall und viel andere Dinge.... Nach einer langen Nacht in einem 18er "Liegestuhlzimmer" mit kranken alten Menschen und einem Rezept mit starken Antibiotika durfte ich das Krankenhaus traumatisiert und erschöpft verlassen. Wie habe ich mich gefühlt? ECHT SCHEISSE und irgendwie ein bisschen wie ein Alter Mann 

Die nächsten Tage haben wir immer noch in unserem Ghetto verbracht. Weil ich mich nach zwei Tagen immer noch nicht wirklich besser gefühlt habe, haben wir uns in eine Ferienwohnung eingemietet. Danke Mama fürs sponsern!  

Resümee Porto? Tolle Stadt, aber meiner Meinung zu sehr überflutet von Touristen. Was kann ich in Porto empfehlen? Ganz klar Port bzw. Rotwein und francesinha!  

 Erster Tag an dem ich mich richtig gesund gefühlt habe und gleichzeitig unseren letzten Tag in Porto. Wir haben hauptsächlich den Tag in Parks verbracht. Als Souvenir habe ich mir einen Gratis Sonnenbrand mitgenommen!!!  

Der 7 Euro FlixBus brachte uns abends innerhalb drei Stunden nach Lissabon. Man konnte sich gar nicht vorstellen wie sehr ich mich auf Lissabon gefreut habe! Lissabon gehört einfach mit Abstand zu meinen Lieblings Stätten.  

Lissabon:  

Ich kann wirklich jedem Lissabon empfehlen. Gute entspannte Stimmung, coole Leute. Ob Party, Tagsüber entspannen in diversen Cafés. Lissabon darf sich wirklich nicht verstecken.  

Wir blieben aber nur von Donnerstag bis Samstag in Lissabon. Wir wollten zwar länger bleiben, aber wie zu erwarten schlägt die Inflation und die Hostelpreise am Wochenende auch in Portugal zu. Wir haben uns also kurzerhand bei Jakob (einem Freund mit dem wir aufgewachsen sind) im Hostel eingemietet. Jacob Volunteer für ein paar Wochen in carcavelos. Mit Jacob und Liam hatten wir dort eine unvergessliche zeit 😊 Nochmal großes Dankeschön!!  

Ab heute wieder allein; Freitag, der 20.05.2022  

Gestern ist Liam wieder zurück nach Deutschland geflogen und ich habe Jacob in seinem Surf Hostel zurückgelassen. In Lissabon habe ich in einem der besten Hostel in dem ich je war übernachtet. Ich habe mich wie im fünf Sterne Hotel gefühlt... *sant jordi hostel  

Viel habe ich in Lissabon nicht mehr gesehen. Der Plan? Ab nach Peniche.   

Peniche:  

Nachdem ich eine Stunde vom Busbahnhof zum Pineapple surfhouse gelaufen bin, wurde ich sehr herzlich empfangen. Es hat keine Stunde gedauert schon saß ich im Auto Mit Mourice, Hannah, Luice, und Pablo! Wohin? Richtung Strand Disco.  

Das Pineapple Surfhouse war nicht wirklich ein Hostel, eher eine große Familie mit vielen unterschiedlichen Menschen aus der ganzen Welt. Jeder hatte irgendwie immer etwas zu erzählen beziehungsweise eine wirklich spannende Geschichte auf Lager. Meistens saßen wir abends noch lange Stunden zusammen bei einem guten Rotwein und redeten über Gott und die Welt. Das Tolle an so einem kleinen Hostel ist, dass man nach und nach wirklich jeden kennenlernen kann. Meistens bin ich gegen 09:00 Uhr aufgestanden, erst einmal 5 Stunden surfen gegangen, und dann habe ich die meiste Zeit mit den Leuten aus dem Hostel verbracht. Natürlich habe ich auch ab und zu Yoga am Strand oder auf der Dachterrasse gemacht. Ist Peniche eine schöne Stadt? Nein, nicht wirklich. Leider gibt es den typischen portugiesische Kleinstadt Flair nicht, oder ich habe einfach nicht genau genug danach gesucht. Mir ist nur sehr schnell die Fischfabrik mitten in Peniche aufgefallen, es stinkt überall nach totem Tier!!!! Aus diesem Grund aber eigentlich mehr auf Grund von vor den Guten Wellen habe ich die meiste Zeit in Baleal verbracht. Baleal ist eine kleine Halbinsel mit Beach -und Riff Brake, ideal zum Surfen. Ich hatte dort definitiv mein Spaß! Nach 11 Tagen musste ich leider wieder Peniche verlassen und langsam wieder zurück, zurück Richtung Deutschland blicken 

 

Wie du mit Sicherheit gemerkt hast, geht die Reise nicht ganz bis nach Marrakesch. Marokko muss leider noch ein paar Monate auf sich warten. Ich kann aber durchaus von mir behaupten, dass ich vieles Neues kennengelernt habe und ich nicht viel brauch um glücklich zu sein. Auf meiner Reise ist mir aufgefallen wie Wichtig gute Freunde sind. Mir ist aber auch aufgefallen, dass wir oft unnötig durchs Leben stressen und oft den Sinn der wichtigen Dinge vergessen.  

Luca Doudkin